Turtles Islands, Korallenfische und Sonnenbrand

Meeresschildkröten bei der Eiablage beobachten und Jungtiere in die Freiheit entlassen, Schnorcheln vor und Übernachten auf einer traumhaften Insel, die Seele baumeln lassen und nichts tun? Nein, die einmalige Gelegenheit lassen wir uns nicht entgehen. Seligan Island, eine der drei Turtles Islands, liegt eineinhalb Speedbootstunden vor Semporna an der Ostküste von Borneo und kann nur in geführten Gruppen besucht werden. Im Trip inbegriffen ist eine Übernachtung in einfachen Bungalows für maximal 30 Gäste. Da die Meeresschildkröten in der Nacht ihre Eier legen bleibt uns der ganze sonnige Tag zum Schnorchel, Baden und an der Sonne liegen.

Auf den drei winzigen Inseln kommen an 365 Tagen Green Turtles (früher Suppenschildkröten) und die etwas kleineren, inzwischen seltenen Hawksbill Sea Turtles(echte Karettschildkröten) zur Eiablage an Land, durchschnittlich mehr als 10´000 Panzertiere/Jahr, was die Inseln zum wichtigen Brutgebiet macht. Seit 1966 stehen die Turtles Islands und ihre nächtlichen Besucher unter strengem Schutz. Ranger wachen Nacht um Nacht an den Stränden, bringen die Eier unmittelbar nach der Ablage in eine Aufzuchtstation, vermessen und markieren die Muttertiere, bevor sie wieder ins Meer zurückkehren. Erst mit 30 Jahren(!) wird eine Green Turtle geschlechtsreif, aus 100 gelegten Eiern schlüpfen etwa 80 Winzlinge aus von denen im Durchschnitt nur zwei das Erwachsenenalter erreichen.

Nach dem Nachtessen heisst es warten, hoffentlich nicht die halbe Nacht . . . Dann um 21.15 „Turtles-Alarm“. Wir hetzen im Dunkeln an den Strand, Taschenlampen, Blitzen beim Fotografien und Filmen verboten. Eine grosse Green Turtle, mit einer Panzerlänge von fast einem Meter, ist nach einer stündigen Grabarbeit beim Eier legen. Staunend und mit grossem Respekt für die enorme Schwerarbeit, die das Tier in dieser Nacht verrichten muss, kauern wir neben dem grossen, ca. einen halben Meter tiefen Trichter im Sand. Unser Tier ist nicht markiert, ist also erstmals an seinen Geburtsort zurückgekehrt. 140 Tischtennisball grosse, weichschalige Eier, werden eine halbe Stunde später in der Aufzuchtstation in den Sand eingegraben. Eine sehr grosse Anzahl. Zwei Monate dauert die Brutzeit, zwei bis drei Nächte brauchen die Winzlinge um durch den Sand an die Oberfläche zu gelangen. Bis sie in der Nacht ins Meer entlassen werden, haben sie nichts zu befürchten. Ohne Schutz der Brut würden die grossen Leguane, die auf den Inseln vorkommen, einen reich gedeckten Tisch vorfinden. Gegen Mitternacht erleben wir am Strand, wie 64 drei Tage alte Green Turtles, etwa Fünflieber gross und heftig mit den Beinen schlagend, hastig dem Wasser zustreben. Der Kampf ums Überleben beginnt.

Blick von Semporna gegen Südosten.
Blick von Semporna gegen Südosten.

Das heisse Wetter macht uns die Entscheidung einfach, die letzten zwei Tage im 29 Grad warmen Wasser – ja das gibt es tatsächlich – zu geniessen und ausgiebig zu Schnorcheln. Mantabuan und Mabul Islands stehen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen auf dem Programm der Tauchbegeisterten von Organisator „Scuba Junkies“ in Semporna. Vom Boot aus zu Schnorcheln hat den Vorteil, direkt an der Riffkante abtauchen zu können. Das machen wir begeistert stundenland und merken erst am Abend, dass Beine und Rücken krebsrot sind. In diesen Breiten nie ohne T-Shirt schnorchel, das hätten wir von früher wissen müssen. Egal, was uns vor der Nase schwimmt und manchmal bis auf Handbreite nahe kommt, ist den Sonnenbrand wert. Sepien (Tintenfischart), der grösste einen halben Meter lang, Stachelrochen, Barakudas, Muränen, Korallenfische in schillernsten Farben, Meeresschildkröten ganz nah, riesige Tischkorallen und zarte  Seefedern und und und . . . Wir können uns nicht satt sehen.

 

Die Erwartungen an Borneo waren gross. Die Insel nahe am Äquator hat uns sehr gefallen und war jeden Reisetag wert, auch wenn wir nur einen kleinen Teil erlebt haben. Irgendwann kommen wir wieder . . .  

Orang-Utans und Fahrt auf dem Kinabatanganriver (Borneo, Malaysia)

Die Fahrt mit dem Bus nach Sandakan ist ohne Abwechslung. Riesige Palmölplantagen säumen die teilweise schlechte Strasse. Wir schaukeln im Überlandbus mit hohem Tempo durch Löcher und über fiese Bodenwellen, mal nah am Strassenrand, dann hart abbremsend in die nächste Kurve. Probleme mit dem automatischen Schaltgetriebe und heftig durchschlagende vordere Stossdämpfer, ein Fahrer der isst, laut telefoniert und mit einer Hand am Sonnenrollo herumzerrt – das Reisen ist „ungemütlich“ (Pit hat wenig Vertrauen, sicher zu Unrecht).

Das Orang-Untan Rehabilitation Centre in Sepilok können wir empfehlen, trotzdem  sich die Touris auf den Füssen herumstehen. Die  (halb)wilden Menschenaffen bekommt man kaum je so nah zu Gesicht, ausser im Zoo. Morgens und nachmittags bekommen die Orang-Utans einen Korb Bananen, was sie nahe an die filmenden und fotografierenden Besucher lockt, die im Chor in ein verzücktes „Ahh“ und „Oohh“ ausbrechen. Nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei, rasch verschwinden Autos und Busse in der Hitze, unvermittelt ist es still. Nur zwei Schweizer Langnasen in Sandalen mühen sich auf schlammigem Pfad durch den dampfenden Wald, in der Hoffnung, wenigstens ein paar der wunderschönen Vögel zu sehen, die auf Tafeln vorgestellt werden. Ausser einem Orang-Utan, kaum zwei Meter entfernt, grossen Tausendfüsslern und ein paar Blutegeln, die sich zum Glück vergebens in unsere Waden zu beissen versuchen, herrscht Tote Hose. Egal, das zweistündige Moraststapfen war trotzdem ein Erlebnis und wenigsten gibt es eine praktische Wascheinrichtung für die schlammversauten Sandalen und Füsse.

Ein spezielles Naturerlebnis wird der halbtägige Ausflug zum Unterlauf des längsten Flusses der Provinz Sabah, dem Kinabatanganriver (560 km), drei Fahrstunden von Sandakan entfernt. Der breite braune Strom ergiesst sich in einem 4´000 km2 grossen Überschwemmungsgebiet in die Sulusee. Im dichten Regenwald leben Borneo-Zwergelefanten und im Fluss sollen sehr grosse Salzwasserkrokodile auf Beute lauern. Wir sind gespannt und geniessen erst mal die Fahrt mit dem langen Motorboot in den Abend hinein. Leider verstecken sich die grauen Riesen und Krokodile vor uns, dafür turnen Makakenaffen, Proboscis Monkeys (Nasenaffen) und  ein grosser Orang-Utan unmittelbar vor und über uns durch die Bäume am Fluss. Fast nicht zu erkennen ist die Phyton in einer Astgabel über dem Wasser, einige grosse Warane sind in der Dämmerung auf Beute aus – wir stören sie nicht lange auf der Jagd. Grosse Hornbills (Nashornvögel), Bussarde und King-Fisher lassen uns in den Himmel starren und plötzlich, wir gleiten um die letzte Uferbiegung, ist er da, der kitschige aber darum umso schönere glutrote Sonnenuntergang über dem Fluss. Schweigend geniessen wir beide das Schauspiel und freuen uns am perfekten Schlusspunkt der Flusstour.

Auf dem Wasser wechseln wir ein paar Worte mit einem deutschen Paar, das seit 25 Jahren in Australien lebt und Südostasien bereist. Jetzt ein kühles Bier vor der langen Rückreise mit dem Bus, um die tollen Erlebnisse zu begiessen, das wärs, da sind wir uns einig. Hier leider Fehlanzeige. Aber der Busfahrer könnte doch in Sandakan kurz anhalten, wo es Bier zu kaufen gibt? Gesagt, getan. Rasch wechselt unser Bekannter ein paar Worte mit dem Chauffeur, grinst verschwörerisch und los geht die zweistündige Rückfahrt. Wie schon erwähnt, ist es im muslimischen Malaysia schwierig an Alkohol zu kommen. Wenige Restaurants und noch seltener Lebensmittelläden führen Gerstensaft, von härteren Sachen ganz zu schweigen.

Nach geschlagenen drei Stunden, es ist inzwischen halb Elf, alle sind hundemüde und wollen nur noch ins Bett, hält der Bus unvermittelt an. „Beer, beer“ tönt der Fahrer laut durch den dunklen Bus. Mit einem Satz sind Bea und der Deutsche im Dunkeln verschwunden. Was ist los? Warum hält der Bus? Gibt es Probleme? Verschlafene Gesichter, Hälse werden lang und länger, Nasen kleben an der Scheibe, ausser uns vieren versteht niemand, was vor sich geht. Es ist zum Brüllen komisch. Das Bier ist in schwarzen Plastiksäcken verstaut, zum Glück. Die Chinesen auf den Sitzen vor uns schauen grimmig, wenn die wüssten . . .

Mit dem Rucksack durch Borneo (Provinz Sabah, Malaysia)

Um die Kosten für die Visaverlängerung zu sparen, geben wir das Geld lieber für einen 14-Tage-Tripp nach Malaysia, Provinz Sabah, aus (bei der erneuten Einreise in die Philippinen gibt es wieder ein Visum für 59 Tage, das reicht bis zur Abreise nach Europa). Knapp zwei Stunden dauert der ruhige Flug Cebu - Kota Kinabalu in Borneo. Die Insel Borneo ist mehr als doppelt so gross wie Deutschland und somit die drittgrösste Insel weltweit. Sie ist aufgeteilt zwischen den Staaten Malaysia, Indonesien und dem Sultanat Brunei und liegt mitten auf dem Äquator.

Wir sind nur ein paar hundert Kilometer südlich in einer anderen Welt angekommen. Malaysia ist ein überwiegend muslimisches Land (99,9%), hat einen höheren Lebensstandart als die Philippinen, es herrscht dichter Linksverkehr, Jeepneys und Tricykles haben da keinen Platz. Wir erleben die Malaien als freundlich und hilfsbereit, spüren aber kaum je die Lebensfreude mit Lachen und Winken, wie auf den Philippinen. Was uns überrascht ist, dass viele hier sehr schlecht oder kein Englisch sprechen, trotz der britischen Kolonialzeit bis 1957.

In Kota Kinabalu gibt es einen Nachtmarkt am Hafen mit einem nie gesehenen Angebot an Fischen und Meeresfrüchten, die frisch zubereitet werden. Uns gehen fast die Augen über und das Wasser läuft im Munde zusammen (wenigstens bei Pit). Leider hat Bea seit zwei Tagen mit dem Magen zu kämpfen und keinen Hunger. Also diesmal nichts mit Schlemmen quer durch den Meeresgarten – aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Besonders sind wir auf den Regenwald im Kinabalu-Nationalpark gespannt (mit 750 km2 so gross wie der Kt. Solothurn, höchster Berg ist der Mt. Kinabalu 4098 m ü.M.) Der Regenwald in Borneo kennt eine Flora und Fauna, wie kaum an einem anderen Ort der Erde. 5´000 Blütenpflanzen, davon 1´200 Orchideensorten, mehr als 60 Eichen- und Nussbaumsorten, über 80 verschiedene Feigenbäume, 26 Rhododendronsorten, mehr als 100 Säugetierarten, 326 Vogelarten, um nur die wichtigsten zu nennen, machen das Gebiet rund um den Mt. Kinabalu zum grossen Naturerlebnis (www.sabatourism.com).

Erst mal werden wir im gemütlichen und ruhigen Slagon Homestay in Ranau (http://www.tripadvisor.de/Hotel_Review-g666675-d2412794-Reviews-Slagon_Homestay-Ranau_Sabah.html) mit feinem malaysischem Essen verwöhnt. Die liebenswerte Patronin tischt uns gebratenes Huhn, Gemüse in Knoblauch, Bananenblüte in Kokosmilch und Reis auf. Das Morgenessen besteht aus gebratenen Glasnudeln mit Gemüsestreifen und Huhn und frittierten Bananen - sooo guet, wir platzen fast!! Wir erwähnen diese Adresse speziell (leider keine HP), weil es uns so gut gefallen hat.

Stunden später, auf dem überaus steilen und mit vielen Treppen verbauten Bergpfad, sind wir froh um das kräftige Frühstück. Nie haben wir so viele Höhenmeter in so kurzer Distanz bewältigt. An diesem schönen Morgen gibt`s eine Völkerwanderung zum Gipfel, ebenso viele sind auf dem Rückweg, da kommt schon mal der Kältespray für die lädierten Gelenke zum Einsatz. Uns schaudert (vom Schuhwerk wollen wir nicht sprechen . . .). Regelmässig überholen uns Träger, schwer beladen mit Lebensmitteln und Material für die auf 3270 m gelegene Hütte, Ziel des ersten Tages der Besteigung. Mutige, und das sind wohl die meisten der schlecht ausgerüsteten und sich konditionell überschätzenden Flachland-Bergtouris, haben die Zweitagestour mit Führer auf den Mt. Kinabalu gebucht. Der 4000er ist relativ leicht zu erklimmen, Wetter, Höhe und Kälte sind trotzdem nicht zu unterschätzen.

Für uns kommt der Gipfel nicht in Frage, die Ausrüstung fehlt, zudem zieht es uns in den dichten, feuchten Wald mit seinen riesigen Bäumen, meterhohen Farnen, wilden Bananen, Lianen, vielen Kannenpflanzen, wilden Bächen und grossen farbigen Schmetterlingen. Im Parkzentrum leisten wir uns einen Führer durch den botanischen Urwaldgarten und sehen, dass der Kerosinbaum Früchte hat, die brennen, erfahren, dass die Borke des Naked Tree (nackter Baum, wegen seiner abfallenden Borke fast weiss) glimmend gegen Mücken hilft und bestaunen die Rabbit-Orchidee (sieht aus wie der Kopf eines Hasen, ist aber nur 10 mm gross), um nur ein paar von vielen, vielen Pflanzen aufzuzählen. Einfach phantastisch, was die Natur hervorbringt.

Auf der Busfahrt ins 270 km entfernte Sandakan an der Ostküste machen wir Zwischenstopp in Poring. Die heissen Quellen locken uns nicht, dafür der Schmetterlingsgarten und der Canopy Way (ein gut 300 m langer Seilbrückensteg, der bis zu 40 m über dem Boden durch den Regenwald führt). Für alles wird Eintritt verlangt, selbst das Fotografieren ist nicht gratis. Kein Problem, haben wir doch schon vor 32 Jahren in der DDR für eine „Fotoerlaubnis“ bezahlt. Den Vogel schiessen die Betreiber ab, als nach der Zutrittskontrolle am Steganfang mitten auf der Seilbrücke eine erneute Billettkontrolle erfolgt! Wo hätten wir denn zusteigen sollen? Den absoluten Höhepunkt erleben wir an diesem Tag mit der grössten Blütenpflanze der Welt, der Rafflesia. Mitten im Unterholz, auf einem privaten Grundstück, ist heute, am vierten Tag, die Blüte voll aufgegangen. Nach einem Jahr wachsen blüht die seltene Pflanze nur eine Woche. „Unser“ Gigant hat 88 cm Durchmesser! Wieder mal sind wir Glückspilze.