Liebe Mitreisende

Leider bekommen wir immer wieder unerwünschte Werbeeinträge auf der Gästebuchseite. Aus diesem Grund schalten wir eure Grüsse, über die wir uns immer sehr freuen, erst nachträglich frei. Danke für euer Verständnis. Bea und Pit

 

Dear friends

Unfortunately, we get undesirable advertising entries over and over again on our visitors' book side. That's why we switch your greetings reely afterwards. We are always very glad about greetings from friends and thanks for your understanding. Bea and Pit

Noch fehlt das Grün . . . aber wenn, dann muss der Blick traumhaft sein.
Noch fehlt das Grün . . . aber wenn, dann muss der Blick traumhaft sein.

Litauen

Zum Glück gibt es an der innereuropäischen Grenze Polen-Litauen keine Zollkontrolle – wir hätten fast nicht anhalten können. Der Wind hat uns am 23. April aus vollen Backen förmlich über die Ländergrenze geblasen. Nach zwei Tagen Litauen sind wir heute Freitag in der Hauptstadt Vilnius eingerollt. Seit einer Woche ist die Sonne unsere treue Begleiterin. Wenn der kalte, böige Wind (ab und zu auch von der Seite, was das Fahren mit Lastwagenverkehr anstrengend macht) mal pausiert, ist es sofort sehr warm und das Pedalen schweisstreibend. Litauen ist bisher ganz nach unserem Geschmack. Hügelig, immer wieder kleine malerische Seen, sehr gute Strassen und fast kein Verkehr. Die riesengrossen Felder wie in der Ukraine oder Polen fehlen. Hecken und Birkenwäldchen säumen die Äcker und die Bauernhöfe haben etwas schweizerisches. Was besonders auffällt: die Häuser werden farbiger und fast jedes hat einen Teich mit dazugehöriger Sauna.

Vilnius mit gut einer halben Million Einw. ist eine der ältesten Universitätsstädte Europas (Uni 1579 gegründet). Wir mischen uns unter die ersten Frühlingstouris und geniessen das Bummeln durch die Gassen und Gässchen der gemütlichen Altstadt. Über 50 Kirchen gibt es auf dem Stadtgebiet. Zwei, drei anschauen reicht uns, lieber geniessen wir die Sonne und halten die Nase in die Frühlingsluft.

Wir wollen zwei Ruhetage in Vilnius dazu nutzen, die Velos zu kontrollieren (u.a. Kette nachspannen) und das Gepäck von Winterbalast zu befreien um Platz für Lebensmittel zu schaffen. Das Wetter soll warm bleiben und ab nächster Woche sind die Zeltplätze geöffnet. Endlich campen!

Unsere Warmshowers-Gastgeber Anna und Adam.
Unsere Warmshowers-Gastgeber Anna und Adam.

Wisent, Wolf und Co.

Ab Augustow ist es für uns nicht mehr weit bis nach Litauen. Am Mittwoch möchten wir die Grenze überfahren und ab Freitag in der Hauptstadt Vilnius eine Pause einlegen.

Die letzten Tagestouren waren Leckerbissen, in jeder Hinsicht. Die grandiose Natur begeistert und die Sonne begleitet uns den ganzen Tag. Grosse Orte oder Städte sind selten, zwischen den beschaulichen Dörfern pedalen wir über Kilometer auf guten Strassen mit wenig Verkehr. In Bialystok haben uns Adam und Anna, Warmshowers-Gastgeber, ein Bett für eine Nacht zur Verfügung gestellt. Vielen Dank euch beiden, für die Gastfreundschaft! Es hat gut getan, wieder mal mit Gleichgesinnten zu Fachsimpeln und sich verwöhnen zu lassen.

Wer gerne grandiose Natur mit dem Velo erleben will, keine grossen Steigungen mag und die Gastfreundschaft der Polen kennen lernen will, dem können wir das Gebiet an der Grenze zur Ukraine und Weissrussland sehr empfehlen. Hier sagen sich nicht nur Fuchs und Hase sondern auch Wisent, Wolf und Kranich gute Nacht.

Schwierig ist es ab und zu, auf dem Land Restaurants zu finden. Eine Beizenkultur wie in der Schweiz kennen die Polen nicht. Mühsam ist für uns, dass das Internet in den Hotels entweder sehr langsam ist oder nicht funktioniert. „Free WiFi in room“ heisst als noch nichts. Eine Reise ist der Landstrich allemal wert – es müssen ja nicht immer die Masuren sein.

Schönes Polen

Den Grenzübertritt nach Polen schaffen wir in unglaublichen 15 Minuten! Man hatte uns vorgewarnt, dass je nach Tageszeit mit langen Wartezeiten zu rechnen sei. Die lange Personenkolonne beim polnischen Zoll dürfen wir umgehen und den Rollstuhldurchgang benutzen. Wieder mal Schwein gehabt!

Wie schon vor drei Jahren bei der Sommertour in die Masuren (siehe Homepage) fühlen wir uns willkommen und sofort wohl. Das Land scheint sich rasch dem westeuropäischen Standard anzupassen. Gute Strassen, fast überall Unterkünfte und viele Einkaufsmöglichkeiten machen uns das Reisen einfach. Und endlich auch frühlingshafte 20 Grad zum Pedalen – einfach der Hammer.

Entlang dem Grenzfluss „Bug“ rollen wir nordwärts. Was uns die Natur zwischen Hrubieszow und Wlodawa bietet, ist überwältigend. Die Schneeschmelze hat den Fluss aus seinem Bett gezwungen und riesige Landstriche unter Wasser gesetzt. Auf grosse Kiefernwälder folgen weite Strecken mit Birken, zur Zeit leider noch ohne Laub. Wir sehen Biberbauten, Gänse und andere Wasservögel und immer wieder unvermittelt Hirsch- und Rehrudel die in grossen Sprüngen die Flucht ergreifen. Weite Teile entlang der Strasse sind Sumpfgebiete und als Naturparks ausgewiesen. Wir nehmen gern in Kauf, dass die Strasse streckenweise schlecht ist und der Gegenwind an den Kräften zehrt.

Leider hat der äusserste Südosten von Polen nicht nur tolle Natur zu bieten. Belzec, Majdanek und Sobibor liegen auf unserer Route. Zur Zeit des Zweiten Weltkriegs gab es an diesen Orten grosse Konzentrations- und Vernichtungslager der Nazis. Irgendwie will das Grauen von damals nicht in unsere Reise und die wunderbare Landschaft von heute passen. Nachdenklich macht es allemal.

Wir nähern uns langsam der Stadt Bialystok und freuen uns jeden Tag neu an der weiten Landschaft mit grossen Feldern und viel, viel Birken- und Nadelwald. So macht Velofahren Spass! Sicher, das milde Frühlingswetter und ungewohnt hohe Temperaturen tragen das Ihre zum Vergnügen, unterwegs zu sein, bei. Einfach geniessen und sich den „Pelz“ von der Sonne wärmen lassen - selten vorher haben wir den Frühling so intensiv erlebt.

Ankunft vor dem Opernhaus in Lviv
Ankunft vor dem Opernhaus in Lviv

Lviv/Lemberg, Ukraine 

7.4.-9.4. 2013

Auf Vermittlung von Warmshower Slawik dürfen wir die herzliche Gastfreundschaft von Myron, Tamara und Sohn Roman geniessen. Myron, ein angefressener Radler, sitzt übers Jahr mehr als 10`000 km im Sattel (mit 64). 20 km Arbeitsweg inbegriffen. Unsere Gastgeber wohnen in einem Plattenbau aus der Sowjetzeit mit wenig Komfort und mit ihren Velos auf dem winzigen Balkon (unsere haben gerade noch Platz). Wir dürfen die Stube belegen und das alte Kanapee als Bett benützen. Die beiden Katzen wollen immerzu bei uns im Zimmer auf Entdeckungstour gehen (oder ist es nur der warmen Heizung wegen?), unser Gepäck inspizieren und sich auf unseren Kleidern breit machen. Also alles wegpacken. Katzenhaare sind nicht so unsere Sache.

Lviv, ehemals Lemberg, liegt am Fluss Poltwa (Peltew), etwa 80 km östlich der Grenze zu Polen. Manche Westukrainer, die sich gegenüber der weitgehend russischsprachigen Bevölkerung in der Ostukraine als die eigentlichen Ukrainer sehen, bezeichnen sie sogar als die „heimliche Hauptstadt der Ukraine“. Die Altstadt befindet sich auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Lemberg ist seit sehr langer Zeit vom Zusammenleben mehrerer Völker geprägt. Bis ins 20. Jahrhundert gab es neben einer polnischen Bevölkerungsmehrheit einen grossen Anteil an jüdischer und daneben verschiedene Minderheiten ukrainischer, deutscher oder armenischer Bevölkerung. Heute leben in der Stadt fast ausschliesslich Ukrainer, aber auch Russen, Weissrussen und Polen. Die Altstadt ist von Renaissance, Barock, Klassizismus und Jugendstil geprägt. 

Endlich kommen wir auch in den Genuss ukrainischer Küche! Borschtsch (Ukrainischer Borschtsch besteht aus unvergorener Rote Bete, Zwiebeln, Weisskohl, Karotten, Kartoffeln, Tomaten und etwas Rindfleisch, zubereitet als Suppe), eingelegte Auberginen, Weisskohlsalat mit Karotten, Eiersalat mit Bärlauch und Frühlingszwiebeln, Buchweizen und ein grosses Poulet (haben noch nie so ein Riesending gesehen) tischt uns Tamara auf. Hmmm, das schmeckt! Als Frühstücksmahlzeit für uns aber eher gewöhnungsbedürftig . . . Pound (unser Hundefreund unter dem Tisch) darf auf den einen oder anderen Happen hoffen. 

Am Dienstagabend möchte Myron seinen Radkollegen im Klub sein Gäste aus der Schweiz vorstellen. Ob wir nicht einen kleinen Vortrag halten würden? Buhh, der Wunsch kommt kurzfristig. Aber ja, warum nicht. Wird jemand da sein, der übersetzt? Kein Problem. In kurzer Zeit ist eine einfache Präsentation mit PowerPoint fertig.

Der Abend wird recht kurzweilig und unsere Radfreunde aus der Ukraine sind aufmerksame und interessierte Zuhörer. Es hat uns Spass gemacht, wenn auch mit viel Improvisieren.

Ein paar Angefressene lassen es sich nicht nehmen, uns am Mittwochmorgen beim Abschied von Lviv ein Stück mit dem Velo zu begleiten. So viel Aufmerksamkeit bekommen wir nicht alle Tage. Herzlichen Dank, liebe Freunde!

Bei milden 10 Grad und Sonne schaffen wir auf dem Weg zur Grenze nach Polen den 5`000 Reisekilometer. Ein gutes Glas Wein am Abend rundet den Tag ab.

 

Übrigens findet im Sommer 2015 das internationale Bikertreffen in der Ukraine, nahe Lemberg, statt. (www.turystycni-marky.com.ua). Dieses Jahr treffen sich die Velofreunde in Yverdon/Schweiz. Mit dabei auch Radbegeisterte aus Lviv. Sie freuen sich sehr auf die für Sie unbekannte Schweiz.

Unsere Strasse in der Gegend von Tschernowitz/Ukraine.

In Ivano-Frankivs`k

Der Schnee der letzten Tage ist weg, dafür Schmelzwasser auf der Strasse und riesige Pfützen. Am Stadtrand von Tschernowitz können wir das wellige Kopfsteinpflaster mit seinen fehlenden Steinen endlich hinter uns lassen. Die Strasse nach Snijatin ist besser als befürchtet. Trotzdem fahren wir sehr aufmerksam, weil – und das ist tückisch – auf gute Abschnitte unvermittelt Wellen im Belag und riesige Löcher folgen.

Die Ukrainer begegnen uns nicht gerade mit überschäumender Freundlichkeit, sind eher maulfaul und distanziert. Wenn dann, wie heute an der Rezeption, Unfreundlichkeit dazu kommt, wechselt Bea schon mal ins Schweizerdeutsche und der Ton wird ein wenig lauter. Wir bekommen, was wir wünschen. Das Restaurant im Haus ist geschlossen. Gibt es eine andere Gaststätte im Ort? Schulterzucken . . . Das Abendessen mit Brot, Wurst, Käse, einer Büchse Ton und Rotwein von der Krim schmeckt auch im Hotelzimmer – Prost!

Nach Kolomea sind es 45 Kilometer, fast die ganze Strecke regnet es leicht. 5 km Baustelle verlangen uns alles ab. Unglaublich wie viel Dreckbrühe eine Strasse fassen kann. Wenn ich mir (Pit) das vorstelle: In der Schweiz werden Millionen von Steuergeldern für luxuriöse verkehrsberuhigende Massnahmen verschleudert und hier wird der Verkehr absolut gratis und sehr effizient verlangsamt – Verkehrsberuhigung auf ukrainisch.

Bis Ivano-Frankivs`k sind es 73 Regenkilometer. Wir sind froh, dass tagsüber schon fast milde 7 Grad herrschen, so lässt es sich doch gut pedalen. Pausen lassen wir aus, lieber mal im Hotel ankommen und heiss duschen. (Gestern Abend gab es im Hotel kein Wasser wegen eines Rohrbruchs, damit viel auch die Heizung aus. Und zu guter Letzt fehlte der WC-Schüssel die Brille. Die sei seit zwei Jahren nicht lieferbar, so die sehr nette junge Receptionistin lachend. Wir nehmen es mit Humor). Am Morgen nur eine Katzenwäsche, was aus dem Hahnen kam, war uns nicht ganz geheuer.